Palma & die Farbe Bunt

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» Reisen ist das Entdecken, dass alle Unrecht haben mit dem,
was sie über andere Länder denken. «

– Aldous Huxley

… und irgendwie, ist Reisen auch Entdecken, dass man selbst Unrecht hatte mit dem, was man über ein anderes Land gedacht hat. Oder über eine andere Stadt. Denn ich glaube, viel unzutreffender hätte meine Vorstellung von Palma nicht sein können. In meinem Kopf sah das Ganze in etwa so aus: Hinten ist die Stadt, davor steht eine Reihe hässlicher, bauklotzmäßiger Hotels und dann kommt ein überfüllter Strand mit dem Ballerman. Alle, die schon mal in Palma waren, werden jetzt wahrscheinlich lachen.  Für alle anderen: Bitte, bitte streicht ganz schnell dieses Bild aus eurem Kopf.

Also erstmal: Zu denken, Palma und Ballermann seien praktisch ein und dasselbe, ist ungefähr so, als wenn man glaubt,  Berlin sei wie das Q-Dorf. (Falls das ein Q-Dorf-Fan lesen sollte: Entschuldigung!) Wenn man es genau nimmt, trifft der zweite Teil sogar noch mehr zu. Immerhin liegt das Q-Dorf in Berlin, der Ballermann ist von der eigentlichen Stadt Palma ziemlich weit entfernt. Und was den Stadtstrand angeht: Der ist nicht überlaufen, nicht verdreckt und es liegen keine betrunkenen Deutschen rum. Nein, eigentlich ist er ziemlich schön.

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Im Hintergrund, ist hier übrignes die berühmte Kathedrale „La Seu“ zu sehen. Und das soll es dann auch gewesen sein, mit Fotos  von den typischen Touristenattraktionen. Wer die sehen möchte, gibt einfach bei Google „Palma“ ein – und schon bekommt er mehrere hunderttausend Bilder davon.  Denn Palma hat es nicht verdient, darauf reduziert zu werden. Die Stadt hat so viel mehr zu bieten.

Ich habe Palma als eine unglaublich warme, künstlerische, vielseitige Stadt kennengerlernt. Man hört an jeder Ecke andere Musik und sieht in jeder Straße andere Bilder von Straßenkünstlern. Es gibt Kunstateliers und Fotogalerien, kleine Buchhandlungen mit antiker Literatur und viele lokale Bands, die abends in den Musikbars auftreten.

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Natürlich hat Palma Plätze, die unglaublich touristisch sind. So wie das eben in jeder Großstadt ist. Berlin hat den Ku’Damm, Paris den Eiffelturm und in London gibt’s den Buckingham Palace. Gut, Palma ist schon irgendwie ein Sonderfall, denn es kann schon ein bisschen verstörend sein, wenn man um sich herum mehr Deutsch als Spanisch hört. (Die Mallorquiner verstehen natürlich zu 95% trotzdem nichts anderes als Spanisch.) Aber, wer sich ein bisschen auf die Suche macht oder am besten einfach ohne Plan losläuft, der findet auch die anderen Seiten.

Wie die Szene-Viertel, mit den kleinen Clubs und Bars, in denen die Mallorquiner ihr San Miguel oder ihren Gin Tonic trinken. Und Restaurants, vor denen keine Speisekarte mit den immer gleichen Fotos von Gerichten hängt, die in Echt nicht mal mit viel Fantasie so aussehen können.

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Und wer durch die Altstadt mit offenen Augen läuft, und nicht nur den Schildern von einer Sehenwürdigkeit zur nächsten folgt, kann auch hier viel entdecken: Versteckte Innenhöfe mit alten Kutschen und verzierten Steinsäulen, bei deren Anblick man sich in weit zurückliegende Jahrzehnte zurückversetzt fühlt. Kleine Straßencafés, mit einer bunt zusammengewürfelten Einrichtung, bei der scheinbar nichts und irgendwie doch alles zusammenpasst. Kleine Orte, an denen „Liebe zum Detail“ gelebt wird, und kein oberflächlicher PR-Spruch ist.

Und überhaupt ist die Altstadt wunderschön. Die gepflasterten Wege, die alten, kleinen Häuser in warmen Braun- und Terrakotta-Tönen, die chaotisch-geordnet bewachsenen Balkone und verwinkelten Gassen sorgen dafür, dass nicht dieses typische Großstadt-Gefühl aufkommt. Palma hat sich irgendwie die warme Vertrautheit eines Dorfes bewahrt und hat gleichzeitig doch alles zu bieten, was eine Hauptstadt braucht.

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Mir hat mal jemand gesagt, Palma ist selbst bei Regen schön, und es stimmt irgendwie. Mit den Wellen, die mit weißen Schaumkronen auf den Strand und gegen die Felsen peitschen. Mit den Pflanzen, die das Wasser gierig aufsaugen und dann noch mehr leuchten. Mit den gelben, blauen, grünen Fensterläden, die dem Regen und dem Grau am Himmel einfach trotzen.
Also, Palma:

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Mucho.
Ich mag dich sehr.


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